Freitag, 28. Februar 2014

Filmkritik: Mad Foxes - Feuer auf Räder (1981)

(c) Illusions Unltd. Films
Eine derartige Trashgranate ausfindig zu machen ist sogar als Schundfilmfan nicht so leicht. Zwischen gefühlten hunderten ähnlichen Exploitation-Filmen aus dieser Zeit ist es oft schwierig etwas zu finden, wo man das Gefühl hat, dass es Kultstatus erreichen könnte. Kultstatus hat dieser Film zwar definitiv nicht - trotzdem aber, irgendwie sticht dieses Machwerk aus einer Schwemme Müll hervor. Irgendwie. Vielleicht vergleichbar mit der sprichwörtlichen Spitze des Eisberges - im übertragenden Sinne. Man stelle sich statt des Eisbergs in unserem Fall eben einen Haufen mieser Filme vor. Unser Film würde damit nämlich irgendwo ganz oben auf dem Müllhaufen liegen, weil er viel richtig macht - indem was er sein will. In Mad Foxes packt Regisseur Paul Grau nämlich so ziemlich alles aus diversen Exploitationgenres rein, was nur rein geht. Eine Wundertüte aus Schrott sozusagen: Sexploitation, Naziploitation angereichert und gut abgemischt mit jeder Menge Carploitation. Somit braucht man im Prinzip nur diesen einen Film gesehen zu haben um sich einen groben Überblick zu verschaffen, was damals Anfang der 80iger Jahre auf den südeuropäischen Schundfilmmarkt los war. Ohne tiefer in die einzelnen Genres reinzuschauen kann man mit diesen Film tatsächlich gut erahnen, was damals so alles gedreht wurde - und worüber heute aus gutem Grund niemand mehr reden will. Vor allem die Leute natürlich, die damals an den Filmen beteiligt waren und deren Filmographien oftmals ohne weitere Angaben mit dem Untergang des Exploitationkinos einfach aufgehört haben. Doch genug der Vorworte - fassen wir mal zusammen worum es bei dieser filmischen Glanzleistung überhaupt geht:
Hal, Playboy und hauptberuflich Sohn, hat mal wieder eine neue Freundin am Start. Genaugenommen kennt er sie schon etwas länger - doch an diesem Tag wird Babsy 18 Jahre alt, und das muss natürlich gefeiert werden. Hätte er sich doch nur nicht zuvor durch eine Nazirocker-Gang an der Ampel so provozieren lassen: Nachdem Hal darauf bei einem Ampelrennen indirekt einen der Nazisrocker getötet hat, schwören diese Rache. Noch am selben Abend wird Hal und seine nun volljährige Freundin von den Ledernazis überfallen. Hal wird aufs übelste vermöbelt, während seine Freundin von den Anhängern der rechten Gesinnung vergewaltigt wird. Natürlich schwört Hal Rache: Gottseidank hat er zufällig einen Freund, der eine Karateschule betreut. Kurzerhand werden die Rocker von den Karateschülern vermöbelt. Doch damit nicht genug: Die Nazis schlagen daraufhin wieder zurück und überfallen die Karateschule.
(c) Illusions Unltd. Films
So ungefähr geht es den ganzen Film über - Auf eine Racheaktion der Nazirocker folgt ein Gegenschlag von Hal und umgekehrt. Am Ende gibt es einen haufen Toter auf beiden Seiten - dafür aber die wieder halbwegs hergestellte Ehre von Hal. In wiefern jemand Ehre haben kann der erstens nicht sein eigenes Geld verdient (nämlich alles vom Vater geschenkt bekommt), zweitens Frauen wie Dreck behandelt (Hal ist nämlich verheiratet und hat ein Kind - vögelt sich aber während der kompletten Story von Szene zu Szene) und drittens immer einen arroganten Spruch auf den Lippen hat, sei dem Zuschauer überlassen. Zeitweise geht es soweit, dass man als Zuschauer nicht einmal weiß, wer hier überhaupt der Bösewicht sein soll: Hal, der nicht einmal 24 Stunden nachdem seine Freundin vergewaltigt wurde schon mit einer anderen Bekanntschaft im Bett landet, oder die sympatischen Nazirocker von Nebenan, die zwar eine meistens sehr gewaltbereit wirken - jedoch innerhalb der Gang zusammenhalten und mit Sicherheit alle eine ganz schlimme Kindheit hatten. Man weiß es nicht so genau. Vermutlich ist der einzig wahre Bösewicht in Wirklichkeit aber der Drehbuchautor, der sich das alles ausgedacht hat um uns arme Zuschauer zu verwirren.
Fassen wir es einmal zusammen: Der Film bietet Motorradfahrende gewaltbereite Nazis, ein Hauptcharakter der steinreich ist und überdies mit mehr Frauen Sex hat als James Bond in seinen letzten 5 Filmen zusammen sowie jede Menge dämliche Sidecharaktere (z. B. die Eltern von Hal), die offenbar nur dafür existieren um den Bodycount des Filmes in die Höhe zu treiben. Storytechnisch sowie bei näherer Betrachtung der Charaktere bleibt nichts hängen was in irgendeiner Weise von Bedeutung wäre. Die Story ist strikt nach dem Schema für Rachefilme aufgebaut - die Charaktere wirken dabei einer unsympathischer als der andere. Dazu Reihen sich noch diverse Filmfehler ein. Beispielsweise tragen die Nazirocker in allen Outdoorszenen zwar ihre Nazikluft - jedoch wurde dort jegliche Symbolik enfernt. In allen Indoorszenen kann man jedoch mehr Hakenkreuze zählen als Hal Frauen hat. Warum das so ist, ist mir schleierhaft. Eventuell gab es damals in Spanien (dort wurde der Film gedreht) ein Gesetz, was verboten hat außerhalb der eigenen vier Wände Hakenkreuzklamotten zu tragen? Verwirrend ist es vor allem bei Szenen mit wechselnden Schauplätzen (abwechselnd Draußen und Drinnen), wo es so wirkt als ob die bösen Buben ständig ihr Outfit wechseln. Der größte Logikfehler betrifft jedoch das obzön teure Autos unseres Publikumlieblings Hal: Seine Stingray ist im Film sein ein und alles. Abgesehen, dass es Hal von A nach B bringt, hat er mit Hilfe des Autos auch den einen oder anderen Nazi ins Jenseit befördert. Gegen Ende des Filmes kommt eine Szene wo die Stingray vor einem Gebäude parkt und die Rocker sich das Auto in Ruhe näher ansehen. Anstatt es aber wie zu erwarten zu demolieren (was Hal vermutlich im Herzen mehr weh tun würde als der Mord an seinen Eltern oder die vergewaltigte Freundin) schlagen die Rocker nur ganz vorsichtig auf die Motorhaube. Dem guten Stück könnte am Ende ja was passieren! Und genau das war sicher auch der Grund: Das Budget für diese Billigproduktion hätte es wohl kaum hergegeben ein damals 100 000 Mark teures Auto einfach so kaputt zu machen. Sieht man über all diese Ungereimheiten weg ist der Film jedoch aus filmhistorischer Sicht dennoch sehenswert: Wie Eingangs erwähnt bekommt man einen wirklich guten Überblick der verschiedenen Exploitationgenres geboten - und muss sich dafür tatsächlich nur einen Film ansehen. So gesehen: Absoluter Filmtipp für die Fans der frühen 80iger Jahre Trashfilme oder die, die es noch werden wollen. filmdetails

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