Sonntag, 27. Januar 2013

Filmkritik: Ein Mann sieht rot (1974)

Cover der (c) Kinowelt DVD
Paul Kersey, ein erfolgreicher New Yorker Architekt, hat gerade mit seiner Frau Joanna den gemeinsamen Hawaii Urlaub beendet. Kaum zurück in der Großstadt, machen sich wieder die Alltagszwänge bemerkbar: Im Architekturbüro bahnt sich ein neues Großprojekt an - seine Frau und Tochter Carol gehen derweil Einkäufe erledigen. Im Supermarkt treiben sich drei junge arbeitslose Männer herum, die durch ihr rüpelhaftes Verhalten auffallen und durch einen aufmerksamen Moment in den Besitz der Adresse der Familie Kersey gelangen.
Auf dem Rückweg nach Hause werden Joanna und Carol von den Dreien verfolgt, die sich Zugang zur Wohnung und den Raub von Wertgegenständen geplant haben. Durch eine Finte und in guter Absicht öffnet Carol den Vandalen die Tür, die daraufhin vorstürmen und direkt ihre Stärke demonstrieren: Beide Frauen werden brutal geschlagen, Carol gar vergewaltigt.
Mit ein paar wenigen Dollar machen sich die Halunken aus dem Staub. Erst durch einen Anruf von Schwiegersohn Jack und einem gemeinsamen Treffen im Krankenhaus kommt die ganze Härte des Überfalls ans Licht: Joanna ist direkt bei Einlieferung gestorben, Carol hat überlebt, leidet allerdings unter einem schweren Trauma.
Paul ist fassungslos und erschüttert. Um die neue Situation erträglicher zu gestalten, stürzt er sich in seine Arbeit und hofft darauf, dass die New Yorker Polizei die Übeltäter so schnell wie möglich ergreift. Aufgeschreckt durch Geräusche auf der Straße, beobachtet er am selben Abend von seinem Wohnzimmerfenster aus, wie Kriminelle die Scheiben eines geparkten Autos einschlagen und Wertgegenstände mitgehen lassen. Zutiefst eingeschüchtert begibt er sich am nächsten Morgen zur Bank und lässt sich 20 Dollar in Hartgeld auszahlen. Damit präpariert er eine Socke die er als Selbstverteidigungswerkzeug mit sich tragen möchte.
Ein Flug nach Tuscon, Arizona bindet ihn wieder an die Arbeit und völlig losgelöst vom urbanen Großstadtflair findet er sich hier in einer sehr ländlich geprägten Gegend wieder. Mit seinem Kontaktmann Jainhill bespricht er das weitere Vorgehen in der Erschließung des wertvollen Bodens. Sichtlich angetan von Paul, nimmt ihn Jainhill mit auf die Schießbahn und erklärt ihm hier, dass alle richtigen Männer in Arizona eine Waffe tragen würden – in New York wohl undenkbar. Als die beiden Männer ins Geschäft kommen, schenkt ihm Jainhill einen prachtvollen Revolver.
Zurück in New York muss Paul feststellen, dass es seiner Tochter immer noch nicht besser geht und sie in ein Sanatorium eingeliefert werden soll. Auf seinem abendlichen Spaziergang am Rande des Hudson-Rivers wird er Opfer eines Überfalls. Ein Drogensüchtiger fordert ihn auf das Geld herauszugeben. Paul überlegt kurz und drückt dann mit seinem neuen Revolver ab. Die Waffe trägt er ab nun immer mit sich. Entsetzt über seine Tat läuft Paul nach Hause. Ab nun geht Paul täglich abends spazieren und wird auch jedesmal Zeuge krimineller Machenschaften. Für seine Kontrahenten kennt er nur eine Antwort: Tod durch erschießen!
Die New Yorker Polizei tappt völlig im Dunkeln. Obwohl die Polizisten fieberhaft nach dem Mörder suchen, spielt Paul den oberen Polizeichefs direkt in die Hände. Durch seinen Feldzug der Selbstjustiz säubert er die Straßen von Kriminalität und arbeitet damit insgeheim für die Polizei.
Als wenn Paul das Unglück magnetisch anziehen würde: In Hinterhöfen, in Unterführungen und in der U-Bahn. Überall hinterlässt er eine blutige Spur und einige Tote. Im Central Park wird er mit drei bewaffneten Halbstarken konfrontiert von denen einer ihn mit der Schusswaffe am Oberschenkel verletzt und fliehen kann.
Auf einem heruntergekommenen Industriegelände verliert Kersey, bedingt durch seine Verletzung, das Bewusstsein und wird durch die Polizei festgenommen und in ein Krankenhaus verbracht. In einem persönlichen Gespräch am Krankenbett gibt ihm der Polizeiinspektor unmissverständlich zu verstehen, dass er New York für immer verlassen solle – dann könne Gnade vor Recht ergehen.
Paul lässt sich durch seinen Arbeitgeber nach Chicago versetzen wo er am Zielflughafen Zeuge einer Situation wird, in der eine junge Frau von ausgeflippten Typen belästigt wird. Hilfsbereit wie er ist reicht er ihr Paketstücke vom Boden auf. Sein Blick ist weiterhin auf die Vandalen gerichtet als er seine rechte Hand anhebt, mit ausgestrecktem Daumen und Zeigefinger zur Pistole formt und zielsicher auf die Krawallmacher anlegt.
Ein Mann sieht rot (im Original Death Wish) verursachte im Jahr der Ausstrahlung einen handfesten Skandal der womöglich heute noch Grund ist, den Film weiterhin auf der Indizierungsliste zu belassen: Selbstjustiz!
Der Zuschauer entwickelt im Laufe des Films Sympathien für Kersey und sein rigoroses Vorgehen. In Anbetracht des brutalen Überfalls auf seine Frau und Tochter nur zu verständlich. Dennoch ist Selbstjustiz nicht der richtige Weg Probleme dieser Art auf diese Weise zu lösen. Die Gewalt, die der Film zeigt wäre an heutigen Maßstäben gemessen mit Sicherheit keine FSK 18 Freigabe mehr Wert – zu oft sieht man Erschießungsszenen gar im Vorabendprogramm der öffentlich-rechtlichen Sender.
Für Fans von starken Charakteren, die in Ihrer Filmrolle kaum mehr was zu verlieren haben (z.B. auch William 'D-Fens' Foster aus Falling Down) ist der Film eine absolute Genugtuung.
(Filmkritik von power_channard) filmdetails

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