Sonntag, 21. August 2016

Filmkritik: Tusk (2014)

(c) Sony Pictures Home Entertainment
Tusk ist wohl der erst Horrorfilm von Kevin Smith. Oder zumindest ein Film, den man durchaus dem Genre zuordnen kann - auch wenn er seine witzigen Momente hat. Ich muss zugeben, ziemlich überrascht zu sein, da ich mich vorher nicht weiter informiert hatte. Als Kevin Smith Fan hab ich natürlich auch die ganze Zeit auf Jay und Silent Bobs Gastauftritt gewartet. Nichts. Okay - das war jetzt schon ein Spoiler, wobei das beim Sehen des Filmes dann schon in den ersten 30 Minuten auffällt, dass die beiden Gewohnheitskiffer hier einfach deplaziert wären. Wenn man es nicht wüsste, würde man den Film ohnehin nicht wirklich Kevin Smith zuordnen. Es gibt zwar einige (natürlich versaute Dialoge), Erwähungen von Jersey oder das die beiden Hauptcharaktere einen Podcast haben. Das sind aber die einzigen Dinge wo man vielleicht seine Handschrift rauslesen kann.
Die Story an sich ist dann doch mehr oder weniger Horror und wirkt sogar fast wie von The Human Centipede inspiriert. Oder gar geklaut?
Die beiden Podcaster Wallace und Teddy machen sich über alles und jeden lustig. So auch über einen Kanadier, der sich selbst filmt während er in seiner Garage mit einem Samurai Schwert herumfuchelt. Wir alle erinnern uns an der Stelle an das Star Wars Kid. Der Unterschied: Der Typ mit dem Samurai Schwert säbelt sich bei seiner Aktion sein eigenes Bein ab. Teddy und Wallace finden das so komisch, dass Wallace den Jungen selbst für ein Interview besuchen will. Das Arschloch-Verhalten sich über so etwas lustig zu machen und thematisch dermaßen auszuschlachten findet seine Freundin Ally allerdings gar nicht so witzig. Trotz aller Vorwürfe macht sich Wallace aber auf den Weg nach Kanada. Dort angekommen erfährt er, dass die unfreiwillige einbeinige Internetlegende sich aufgrund von Depressionen das Leben genommen hat. Wallace ärgert sich jedoch vor allem, dass er jetzt keine Story für seinen Podcast hat und die 500 Dollar für den Flug offenbar umsonst ausgegeben hat. In einer Bar findet er jedoch einen mysteriösen Zettel: Ein alter Seemann verspricht hier interessante Geschichten aus seinem Leben zu erzählen. Wallace fackelt nicht lange und besucht den alten Mann, der abgeschiedenen im kanadischen Outback allein lebt. Doch diesmal kommt alles anders: Das große Maul von Wallace kann ihn nicht mehr retten, als der alte Mann ihm seinen Plan verrät: Er wird Wallace in ein Walross umoperieren!
Diesmal, wie man sieht, eine etwas längere Zusammenfassung der Story. Dies ist aber wichtig um den Film einzuordnen. Oben erwähnte ich, dass der Film wirkt als ob er von The Human Centipede geklaut wurde. In der Tat muss ich Kevin Smith diesen Vorwurf gefallen lassen: Ein alter irrer Mann in einem abgeschiedenen Haus, willenlose Opfer die seinen irrsinnigen Operationsversuchen ausgeliefert sind Menschen in Tiere zu verwandeln. Nur, dass es hier statt ein Hundertfüssler ein Walross ist. Ändert an der Grundidee jedoch nicht viel. Irgendwo im imdb Forum hab ich gelesen, dass Kevin Smith von The Human Centipede angeblich nur mal gehört hat und den Film nie gesehen hätte. Das ist dann doch etwas unglaubwürdig bei einem Comic- und Filmnerd wie Kevin Smith.
Trotzdem ist der Film jedoch nicht in allen Belangen direkt zu vergleichen. Bei Tusk liegt der Focus nicht nur auf die gestörten Operationen - die werden im zweiten Akt des Filmes relativ schnell abgehandelt (teils auch blutig) - sondern auch die Ermittler sowie Wallaces seine Freundin Ally und sein Podcastkollege Teddy kommen ordentlich Screentime. Schön anzusehen ist Johnny Depp als verschrobener kanadischer Privatdetektiv, der dem alten Mann schon länger auf der Spur ist. Die beste Rolle hat - und spielt - jedoch B-Film-Nebenrollen-Legende Michael Parks. Schön ihn mal in einer Hauptrolle zu sehen.
Tusk ist mit Sicherheit nicht Kevin Smiths bester Film. Auch ist es insgesamt ein eher mittelmässiger Horrorfilm - aber dadurch interessant, wenn man weiß wer das Drehbuch geschrieben und Regie geführt hat. Ein zweiter und dritter Teil sind schon in Planung. Wer Horror mag kann sich ja selbst ein Bild machen. Die deutsche Veröffentlichung ist uncut ab 16 - was ihn von The Human Centipede dann doch maßgeblich unterscheitet. Der Gorefaktor liegt im Bereich des erträglichen.
Zusammengefasst: Zu wenig Horror um ein Horrorfilm zu sein. Zu wenige Witze um Kömodie zu sein. Trotzdem irgendwo sehenswert. Am besten kann man den Film mit den Worten Wirr und Grotesk umschreiben. filmdetails

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